Beispiel 2: Frederik kann auf der Schule bleiben

AdobeStock 234476395 scaledFrederik wird umgestuft. Er besucht im 8. Jahrgang die Gesamtschule. In Mathematik konnte Frederik vom Grundkurs in den Erweiterungskurs wechseln, denn er hat sich deutlich verbessert. In Deutsch muss er allerdings vom Erweiterungskurs in den Grundkurs wechseln, weil seine Leistungen spürbar abgefallen sind. In Gesamtschulen kann man in einem Fach wegen guter Leistungen als Fortgeschrittener im Erweiterungskurs sein, in einem anderen Fach wegen schwächerer Leistungen nur im Grundkurs, wo dann Grundlegendes gelernt wird. Man kann später auch wieder zurück wechseln, muss aber nie die Schule verlassen. Die Gesamtschule wird den unterschiedlichen Lernvoraussetzungen gerecht, da sie die einzelnen Kinder entsprechend ihrer Lernpotenziale in den Fächern fördert.

Frederiks Schwester Eva ist ein Jahr jünger und wechselte vor zwei Jahren von der Grundschule ins Gymnasium, weil sie in Klasse 4 recht gute Noten hatte. Eva geht es nun aber gar nicht gut. Denn sie hatte im Gymnasium in Mathematik und Physik eine Fünf und sollte das Schuljahr 7 wiederholen. Dann wurde ihr nahegelegt, ohne Wiederholung doch besser auf die Realschule zu wechseln. „Nach unten“, wie sie sagt. Abstieg in die niedrigere Schulform. Dort sitzt sie nun in Jahrgang 7 und kommt in Mathematik und Physik einigermaßen mit, langweilt sich aber in den anderen Fächern. Denn Eva ist eine gute Schülerin, hatte jedoch eben in zwei Fächern einen „Durchhänger“. Bei Frederiks Freund Olli, der eine Realschule besucht, sieht es noch düsterer aus: Er muss wegen schlechter Noten von der Realschule nach unten in die Hauptschule wechseln.   

„Da hättet ihr besser wie ich auch die Gesamtschule besucht“, sagt Frederik traurig. „Außerdem hatten wir drei doch in der Grundschule fast die gleichen Noten“. „Ja“, sagt Eva, „eigentlich haben wir doch ähnliche Fähigkeiten, wir unterscheiden uns nur in wenigen Fächern“. Erfolg und Versagen liegen offenbar eng beieinander – von Fach zu Fach unterschiedlich. Im traditionellen Schulsystem muss man je nach Leistungsstand in die vermeintlich „richtige“ Schulform passen oder wechseln, auch wenn sich in Wirklichkeit die Schulfähigkeiten viel differenzierter darstellen.